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Morbus Basedow- doch keine Autoimmunerkrankung?

Du als Basedowler hast bestimmt schon etwas von ihnen gehört oder sogar hier auf „Basedow & Ich“ von ihnen gelesen: Die Rede ist von TRAK, den Antikörpern des Morbus Basedow.

Wie wir bereits wissen, blockieren diese kleinen Scheißerchen die Rezeptoren für TSH an der Schilddrüse, sodass diese ununterbrochen Hormone ausschüttet. Dies führt dann zu dem Hormonüberschuss, der unseren Basedow charakterisiert. Aber haben die TRAK deshalb unseren Hass verdient? Oder schimpfen wir zu Unrecht?

Inspiriert haben mich die Ausführungen zum Thema in dem neuen Buch von Marion Bender.

Was, wenn die Bildung von TRAK kein Irrtum des Körpers ist?

Die Definition von Autoimmunerkrankungen ist ja, dass das Immunsystem fälschlicherweise die eigenen Zellen angreift. Im Fall des Morbus Basedow wäre das die Bildung der TR-Antikörper (TRAK).

Frau Bender stellt sich die interessante Frage, ob das Ganze gar kein Irrtum des Körpers ist, sondern eine gewollte Reaktion auf Umwelteinflüsse darstellt.

Klingt verrückt? Das fand ich zunächst auch und wurde neugierig!

Morbus Basedow keine Autoimmunkrankheit

Ihr alternativer Erklärungsansatz: Die Bildung von TRAK erfolgt, damit der Körper auf besonders herausfordernde Reize aus der Umwelt reagieren kann. In diesem Fall würden sie als der Schlüssel fungieren, der die „eisernen Reserven“ freisetzt.

Mir leuchtet diese Sichtweise ein.

Denn was die TRAK ja machen ist letztendlich, die Schilddrüse zu einer gesteigerten Hormonproduktion zu bewegen. Das ergibt durchaus Sinn, da sich viele von uns Betroffenen gerade mit einem beginnenden Basedow eher gut als schlecht fühlen. Kein Wunder, denn die Hormonflut sorgt zunächst für eine gesteigerte Energie, lässt alle Systeme auf Hochtouren laufen.

Gerade weil sich das zunächst gut anfühlt und so gar nicht nach Krankheit, wird meines Erachtens der Basedow in diesem Stadium häufig noch gar nicht festgestellt – schlicht und ergreifend deshalb, weil der Betroffene keinen Anlass sieht, zum Arzt gehen. Warum auch, wenn man sich energiegeladen fühlt und vor Tatendrang platzt?

Wird er dennoch diagnostiziert, dann zumeist als Zufallsbefund (in der Regel im Rahmen einer Routineuntersuchung). Gerade in Foren ist öfter mal von etwas verdutzten Menschen zu lesen, welche die Diagnose erhalten haben, sich aber prima fühlen.

Wie kann es dann aber zu den zerstörerischen Symptomen kommen?

Der Autorin zufolge könnte dies daran liegen, dass der Schilddrüse unter gewissen Umständen zu viel Jod als Baustoff zur Verfügung steht.

… wird der Basedow-Effekt dann akut lebensbedrohlich, wenn auf unnatürliche Weise hohe Mengen an Jod in den Körper gelangen …“

Bender 2020, 73

Zu diesen „Umständen“ könne beispielsweise die Verabreichung eines jodreichen Kontrastmittels zählen. Aber auch weniger offensichtliche Gründe wie der Verzehr künstlich jodierter Lebensmittel. Oder die Tatsache, dass hierzulande allein zur Jodmangelprophylaxe häufig standardmäßig zu viel Jod aufgenommen werde.

Das Zuviel an Baustoff würde dann im Endeffekt dazu führen, dass die Schilddrüse sich völlig verausgabt.

Aber was ist mit hemmenden TRAK?

Wie ich hier schon einmal ausgeführt habe, existiert neben den „klassisch bekannten“ TRAK – der stimulierenden Form – auch eine zweite Variante, nämlich die hemmenden/blockierenden TRAK.

Diese haben den genau gegenteiligen Effekt zu ihren stimulierenden Geschwistern: Sie besetzen zwar ebenso die TSH-Rezeptoren der Schilddrüse, bremsen jedoch die Hormonausschüttung, anstatt sie anzukurbeln.

Frau Bender überlegt in diesem Zusammenhang, ob die TRAK womöglich erst dann ausgeschüttet werden, wenn die Schilddrüse bereits richtig heiß gelaufen ist. Wozu? Um ihre Hormonproduktion wieder zu drosseln!

Ich sehe dies zwar derzeit als Gedankenexperiment, finde es aber nachvollziehbar. Zumal – wie auch Frau Bender erwähnt – eine Unterscheidung der beiden TRAK-Formen in der Praxis nicht geschieht. Wir wissen also in der Regel überhaupt nicht, welche TRAK-Art in unserem Blut herumschwirrt.

Angenommen, obige Vermutungen träfen zu, wäre der Morbus Basedow laut Frau Bender also nicht als Autoimmunkrankheit einzustufen.

Warum wäre der Basedow also doch keine Autoimmunerkrankung?

Weil die TRAK nach o.g. Theorie (an denen die Autoimmunkrankheit festgemacht wird) nicht als Ursache für den Basedow gälten, sondern als seine Folgeerscheinung.

In diesem Fall würde der Körper nämlich bewusst und zielgerichtet verschiedene Arten von TRAK produzieren, um die Hormonproduktion der Schilddrüse anzupassen – und zwar, um auf Umweltreize zu reagieren. Umweltreize, die er als erheblich einschätzt.

Solche Umweltreize könnten laut Frau Bender sein:

  • Krankheitserreger aller Art
  • Kälte (da die Überfunktion den Körper wieder aufheizt. Diesen Punkt sehe ich persönlich kritisch, da ich täglich mehrere Minuten eiskalt dusche und dies meinen Blutwerten nie geschadet hat)
  • eine gleichzeitig hohe Jodverfügbarkeit, da zur Hormonbildung ja auch dieser entsprechende Baustein gebraucht wird

Ich würde nach meiner persönlichen Ansicht noch ergänzen:

  • psychologischer Stress
  • hohe körperliche Belastung (Extremsport, Schlafmangel, Nährstoffmangel etc.)

Demnach würden die TRAK laut Autorin zum Beispiel dabei helfen, Umweltgifte/Schwermetalle/Schadstoffe auszuleiten, indem sie durch die Schilddrüsenüberfunktion den Stoffwechsel beschleunigen.

Morbus Basedow keine Autoimmunerkrankung

Ein starkes Immunsystem als wichtige Säule

An sich selbst hat Frau Bender beobachtet, dass mit einer Stärkung ihres Immunsystems der TRAK-Wert zurückging. Eine Erfahrung, die ich teile.

Ausgehend von dieser Beobachtung finde ich ihre Schlussfolgerung nur logisch, dass das Auftreten von TRAK die Folge eines schwächelnden Immunsystems ist. Sie würden also zu einem bestimmten Zweck gebildet, um dieses zu unterstützen.

Wäre es andersherum und würden die TRAK unkontrolliert vom Immunsystem gebildet werden (auto-immun), dann hieße das ja, dass eine Stärkung des Immunsystems auch einen Anstieg der TRAK zur Folge hätte.

Oder?

Wie Du siehst, könnte der Morbus Basedow laut Frau Bender also ein Schutzmechanismus des Körpers des Körpers sein – keine Autoimmunerkrankung. Ein Schutzmechanismus, der durch ein ggf. künstliches Überangebot an Jod aus dem Ruder laufen könne.

Wie sieht es mit Thyreostatika aus?

Frau Bender geht in ihren Gedanken sogar noch einen Schritt weiter.

Sie stellt in Frage, ob die Gabe eines Thyreostatikums (also Thiamazol, Propycil etc.) überhaupt sinnvoll ist, wenn der Körper die TRAK absichtlich bildet.

Wichtig! Dies alles ist eine theoretische Überlegung und soll keinesfalls dazu verleiten, eigenmächtig die Schilddrüsenmedikation abzusetzen.

Frau Bender betont, dass die Gabe dieser Schilddrüsenblocker auch unter der Annahme des alternativen Erklärungsansatzes sinnvoll sein kann. Und zwar, um dem auf Hochtouren laufenden Körper eine Art „Verschnaufpause“ zu verschaffen.

Sie vergleicht das Prinzip mit der Einnahme fiebersenkender Mittel – ein sehr schöne Veranschaulichung, wie ich finde. Auf diese Weise werde auch das Auftreten der lebensgefährlichen thyreotoxischen Krise verhindert.

Gleichwohl schlussfolgert sie, dass die Ursachenbekämpfung des Morbus Basedow umso wichtiger wird.

morbus basedow keine autoimmunerkrankung

Dass Jodkarenz ein sanftes und wirksames Mittel sei, um die Hormonproduktion auszubremsen. Schädliche Umwelteinflüsse sollten minimiert und das Immunsystem gestärkt werden, um dem Körper das Signal zu geben, dass die TRAK nicht mehr benötigt werden.

Wie findest Du diesen Erklärungsansatz und die Vorstellung, dass der Morbus Basedow vielleicht gar keine Autoimmunerkrankung sein muss?

Ich finde das genial und hoffe, dass die Wissenschaft diese Theorie in den kommenden Jahren bestätigen können wird.

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Bitte beachte: Ich bin keine Ärztin, Heilpraktikerin oder dergleichen, also kein Fachmensch. Alle meine Beiträge basieren auf meinen eigenen Erfahrungswerten und über die Zeit gesammeltem Wissen.

Published inDer BasedowGedanken zum Basedow

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