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Gewichtszunahme unter Basedow

Während die meisten von uns mit dem Basedow in beängstigender Geschwindigkeit abnehmen, gibt es einige wenige, bei denen genau das Gegenteil der Fall ist. Häufig belastet eine Gewichtszunahme die Betroffenen viel mehr als eine Abnahme. Nicht zuletzt liegt das natürlich auch an den „Schönheitsidealen“ unserer modernen Gesellschaft (Danke für nichts -.-).

Abgesehen vom gesellschaftlichen Schlankheitsideal ist es gesundheitlich natürlich nicht unbedenklich, wenn die muskelfreie Masse einen kritischen Wert erreicht. Du kennst die Risiken, von Diabetes Typ 2 bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Woher kommt diese Gewichtszunahme denn eigentlich und wie kannst Du dagegen vorgehen?

Warum ausgerechnet ich?

Der Basedow kann wirklich unfair sein. Paradoxerweise höre ich von den meisten Betroffenen, ihre Gewichtsabnahme sei „die einzige gute Nebenwirkung“ ihrer Krankheit. Ich selbst hatte ziemlichen Bammel, als die Waage Tag für Tag eine immer kleinere Zahl anzeigte … Aber das nur am Rande.

Spätestens, wenn die Stoffwechsellage durch die Medikamente wieder unter Kontrolle ist, nehmen die meisten von uns wieder rapide zu. Und sehr viele schießen dabei über das Ziel hinaus. Warum das so ist, das erkläre ich hier.

Es gibt aber auch eine bemitleidenswerte Gruppe Betroffener, die bereits während der Akutphase des Basedow zunehmen. Bei ihnen ist der Hunger derart stark ausgeprägt, dass sie es schaffen, über ihren – durch den schnellen Stoffwechsel sogar erhöhten – Bedarf hinauszuessen. Laut Quellen ist die einzige Möglichkeit, dem entgegenzusteuern: Disziplin beim Essen1. Zum Vergleich: Die meisten von uns haben ebenfalls einen erhöhten Appetit. Dieser reicht aber nicht aus, um den Verbrauch durch den beschleunigten Stoffwechsel zu decken. Die Folge: Gewichtsabnahme.

Gib deinem Körper, was er braucht

In meinen Augen ist es super schwierig, weniger zu essen, wenn der Körper berechtigterweise „MEHR!“ schreit. Die Lösung: Gib ihm das, was er möchte. Das klingt nur im ersten Moment paradox. Denn was dein Körper will, ist nicht nur Energie. Er schreit auch nach Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen, von denen er im Moment gerade ebenfalls mehr verbraucht.

Deswegen ergibt es meiner Meinung nach keinen Sinn, den nagenden Hunger mit hochkalorischen Sachen wie Schoki, Tiefkühlpizza und der Zuckerschnecke vom Bäcker zu stillen. Deren Nährstoffdichte ist nämlich zu gering, verglichen mit dem Energiegehalt. Womöglich befindet man sich mit einem aktiven Basedow in einer Phase, in der man sich sowas noch am ehesten leisten kann (ich konnte nahezu alles in mich hineinstopfen, ohne zuzunehmen …). Falls Du aber bereits unter einer Gewichtszunahme leidest, kann ich mir vorstellen, dass Du das nicht so siehst.

Gewichtszunahme Basedow

Was kannst Du nun aber essen?

Ich empfehle grundsätzlich eine vitamin-, mineralstoff- und proteinreiche Ernährung. Weißmehl solltest Du nach Möglichkeit meiden. Dieses ist kaum besser als Zucker, da es genau wie dieser kaum noch Nährstoffe enthält.

Meine Empfehlungen:

  • Vollkornprodukte, nach Möglichkeit aus Dinkel (auch Emmer oder Einkorn, falls Du experimentierfreudig bist). Zum Beispiel in Form von Nudeln, Pizza, Brot und Brötchen – am liebsten selbstgemacht
  • Buchweizen. Zum Beispiel als Crepe/Pfannkuchen (Kennst Du die legendären französischen Galettes?)
  • Obst
  • Gemüse
  • Nüsse in Maßen (so 20 Gramm am Tag)
  • Erdnussbutter aus 100% Erdnüssen (ein Teelöffel am Tag)
  • Eier in allen Variationen
  • Hülsenfrüchte, allen voran Bohnen
  • Echter Feta (der aus Schafskäse) aus Griechenland: Light
  • vegane Naturjoghurts

Für viele von uns kann ein Verzicht auf Süßkram, Fertigpizza oder den leckeren Burger vom Lieferdienst eine starke Umstellung bedeuten. Deshalb solltest Du dir das alles in Maßen gönnen, etwa einmal die Woche. Und bewusst genießen. Wichtig ist, dass Du weißt, wie viel Energie Du mit diesen Leckereien zu Dir nimmst. Das kannst Du über einen Foodtracker wie fddb erreichen.

Sei Dir bewusst, wieviel Energie deine Mahlzeiten liefern

Nehmen wir dieses Beispiel: Diese Pizza vom Lieferservice hat pro Stück (also pro ganze Pizza) satte 1582 Kalorien. Der Durchschnittsbedarf einer erwachsenen Frau liegt bei 2000 Kalorien, mit deinem schnellen Basedow-Stoffwechsel dürfte es natürlich mehr sein (da die durch die Schilddrüse ausgeschütteten Hormone den Energieverbrauch steigern2). Wie viel, das weiß leider niemand genau. Wichtig ist aber in diesem Zusammenhang, dass Du dir bewusst bist, welch großen Teil deines Tagesbedarfs allein diese Pizza deckt. Für Frühstück, Mittagessen, Snacks und Getränke bleiben Dir, sagen wir etwa 500 bis 700 Kalorien. Das ist schon noch ein wenig, aber eine weitere dicke Mahlzeit ist dann an diesem Tag nicht mehr drin. Aber kein Problem, das kannst Du spielend einfach ausgleichen. Zum Beispiel, indem Du:

  • zum Frühstück einen großen Obstsalat isst (1 Banane, 1 Kiwi, 1 Apfel, 1 Orange = 270 Kalorien)
  • zwischendurch heute nur Wasser und puren Tee trinkst (0 Kalorien)
  • dir mittags ein, zwei oder auch drei Spiegeleier mit ein paar Tomaten in die Pfanne haust (etwa 150 bis 300 Kalorien, je nach Eiermenge)
  • Summe: 420 bis 570 Kalorien

Alles kein Problem! Wichtig ist, dass Du in etwa weißt, wieviel Energie deine Mahlzeiten enthalten. Dann kannst Du sie ausbalancieren. Vom Sättigungsgrad sehr ähnlich, von Kalorien und Nährstoffen her aber nicht halb so optimal wie der Vorschlag oben wäre zum Beispiel:

  • zum Frühstück zwei Brotscheiben, belegt mit Salami (ca. 350 Kalorien) oder bestrichen mit Nutella (und womöglich noch Butter)
  • zum Trinken eine Flasche O-Saft (420 Kalorien) oder Apfelschorle (ca. 260 Kalorien)
  • mittags ein Bäckersandwich (wie z.B. dieses hier – ca. 500 Kalorien)
  • Summe: 1140 bis 1270 Kalorien

Damit kommen wir bei diesem Beispieltag auf eine Differenz von minimal 570 Kalorien.

Bevor ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, hätte ich nie gedacht, dass so ein leckeres Sandwich vom Bäcker derart viele Umdrehungen hat. Dabei sieht es sehr gesund aus und schmeckt auch noch! Die Krux ist hier in der Regel das dicke, schwere Brötchen. Selbst wenn es dunkel ist, lass dich nicht täuschen. In den meisten Fällen ist das kein Vollkorn (hätte zwar nicht weniger Kalorien, würde aber immerhin besser sättigen), sondern gefärbtes Weißmehl. Aber das ist nur ein Beispiel.

Wenn Du dich für den Nährstoffgehalt deiner Lebensmittel interessierst und ein wenig neugierig bist, hast Du mit der Zeit den Dreh raus. Dann weißt Du ganz von selbst, was und wie viel Du Dir „speckröllchengefahrlos“ gönnen darfst – und was (zumindest heute) nicht mehr.

Gewichtszunahme Basedow

Geeignete Gerichte und Alternativen

Hier gibt es eine große Vielfalt, die quasi unüberschaubar ist. Mit der Zeit werde ich hier auf „Basedow und Ich“ die besten Rezepte liefern, die nicht nur rasend gut schmecken, sondern Dir auch dabei helfen, dein Gewicht zu kontrollieren. Und deinen Körper ganz nebenbei mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Ohne Verzicht, sondern mit Köpfchen.

  • Gesunder Schokokuchen mit Kirschen (Normaler Kuchen-Stück: 449 Kalorien. Mein gesunder Schokokuchen: 300 Kalorien). Das Rezept kommt! Und zwar am nächsten Mittwoch!
  • Das Basedow-Porridge
  • Gemüsecurry mit einer Soße, die zu 50 % aus passierten Tomaten und zu 50 % aus Kokosmilch besteht
  • statt normalem Pudding: Proteinpudding
  • mein absoluter Geheimtipp zum Süßen: Xylit statt Zucker (halb so viele Kalorien, zahngesund, für einen gleichmäßigen Insulinspiegel. Ohne komischen Geschmack/Nachgeschmack und von normalem Zucker nicht zu unterscheiden). Ob im Pudding, im Kuchen oder in der Vanillesauce
  • Eintöpfe mit viel Gemüse (Weiße Bohnen-Eintopf, sommerlicher Gemüseeintopf, Tempolinseneintopf, etc.)
  • wenn es unbedingt mal ein Softdrink sein muss: Ich oute mich. Ich trinke locker eine Flasche Fanta light die Woche
  • allgemein viel Trinken! Das ist wichtig für einen gesunden Zellstoffwechsel und macht außerdem satt. Vor allem warme Getränke wie Tee. 2 bis 3 Liter täglich, mindestens.

Wichtig ist, dass deine Mahlzeiten wirklich befriedigend sind, damit Du nicht das Gefühl bekommst, es würde etwas fehlen. Viele typische, aber ungesunde Wohlfühlgerichte lassen sich gesund und dabei extrem lecker gestalten.

  • Der Klassiker: Pizza selbstgemacht mit Vollkornmehl und gesundem Belag
  • Burger mit Vollkornbrötchen und beispielsweise Bratlingen aus Kidneybohnen. Am besten noch mit Spiegelei
  • Milchreis mit Mandelmilch und Xylit gesüßt
  • Lasagne mit Vollkorn-Lasagneblättern und mit fettarmem Mozzarella belegt

Ablenkung hilft

Es ist eine Binsenweisheit, aber deshalb nicht weniger wahr: Ablenkung hilft massiv. Wer in der sprichwörtlichen „Zone“ ist, also derart von einer Tätigkeit gefesselt ist, dass er Raum und Zeit vergisst, der hat einfach keine Zeit, um an Hunger oder Appetit zu denken. Ob Gartenarbeit, ein spannendes Buch, Malen/Zeichnen oder Puzzlen – erlaubt ist, was Spaß macht 🙂

Gewichtszunahme Basedow

Zusammengefasst:

… hätten wir also folgende Maßnahmen, die ich Dir ans Herz lege:

  • nährstoffreiche Kost
  • viel Protein
  • Wissen, was und wieviel Du isst –> auf dieser Basis den Tag ausbalancieren
  • typische Wohlfühlgerichte gesünder gestalten
  • viel Wasser und ungesüßter Tee
  • positive Ablenkung

Es sind im Prinzip einfache Maßnahmen, die je nach vorherigem Lebensstil und den Gewohnheiten jedoch etwas Willensstärke erfordern können. Aber lass Dir gesagt sein: Dein Körper wird es Dir danken.

Lass Dir Zeit bei der Umsetzung und nimm Dir immer nur einen Punkt auf einmal vor. Nutze die Macht der Gewohnheit zu deinem Vorteil und sei geduldig mit Dir! Kein Stress, denn der verschlimmert nicht nur deinen Basedow, sondern sorgt auch dafür, dass Du schneller ansetzt3.

Wenn deine Medikamente anschlagen, dürfte sich dein übermäßiger Appetit übrigens auch wieder auf Normalniveau einpendeln 😉

Zu guter Letzt: Lies dich am besten auch in meinen Artikel zur Gewichtszunahme nach dem Abklingen der Basedow-Symptome ein.

Dort führe ich genau aus, worauf es ankommt, wenn ein Basedowler sein Gewicht dauerhaft in den Griff bekommen möchte. Denn viele von uns nehmen unter Thiamazol und Co wieder zu! Was in diesem Artikel steht, hilft auch Dir weiter. Nur mit dem Sport solltest Du aufpassen und warten, bis dein Kreislaufsystem dafür bereit ist. Und zwar in Absprache mit deinem Arzt.

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Bitte beachte: Ich bin keine Ärztin, Heilpraktikerin oder dergleichen, also kein Fachmensch. Alle meine Beiträge basieren auf meinen eigenen Erfahrungswerten und über die Zeit gesammeltem Wissen.

  1. Vgl. „HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN ZUR SCHILDDRÜSENERKRANKUNG FAQ ZU MORBUS BASEDOW“ unter: https://www.forum-schilddruese.de/erkrankungen/morbus-basedow/patienten-fragen-nach#:~:text=Andererseits%20kommt%20es%20bei%20einer,durch%20disziplinierte%20Nahrungszufuhr%20zu%20kontrollieren. (abgerufen am 09.05.2022)
  2. Vgl. Axt-Gadermann, Prof. Dr. Michaela: „Schilddrüsenerkrankung: Hilfreiche Informationen & Tipps!“ unter: https://www.foodforum-magazin.de/krankheiten-unvertraeglichkeiten/ernaehrung-bei-krankheiten/schilddruesenerkrankung/ (abgerufen am 09.05.2022)
  3. Vgl. Rehberg, Carina: „Stress macht dick“ unter: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krankheiten/psychische-erkrankungen/stress/stress-mach-dick (abgerufen am 09.05.2022)
Published inBehandlungErnährung

2 Comments

  1. DF DF

    Diese Seite ist die erste, die mir richtig gut gefällt. Sie ist vielseitig und ich habe viel dazu gelernt. Ich habe seit ca. 8 Monaten mit meinem Morbus Basedow viele Schwankungen gehabt und fühle mich dank der tollen Ausführungen hier super aufgehoben. Vielen Dank für die ganze Mühe und Arbeit, die in dieser Seite steckt.

    • Liebe Daniela, danke Dir ganz doll! Es fühlt sich großartig an, so liebe Worte zu lesen und zu hören, dass der Blog hilft 🙂 Ich hoffe, Du bekommst deinen Basedow erfolgreich gezähmt 🙂 Liebe Grüße, Caro

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