Ich höre es immer wieder von anderen Betroffenen mit Basedow: Die Menschen in ihrer Umgebung nehmen sie nicht ernst, haben kein Verständnis für die Situation. Oder sie erlauben sich (ab-)wertende Sprüche, ohne überhaupt etwas über die Krankheit zu wissen.
Viel zu häufig höre ich Klagen über mangelnde Sensibilität bei Bekannten, Freunden, auf der Arbeit, ja sogar in der Familie. Da werden mit einem Augenzwinkern Dinge gesagt wie: „Reiß‘ dich mal zusammen„, „So schlimm wird es schon nicht sein.“ oder „Stell dich mal nicht so an.„
Klingt in deinen Ohren absolut abwegig? Dann sei dankbar und glücklich – denn das ist ein Geschenk, von dem viele von uns nur träumen. Ich habe auch das Glück, dass meine Familie, Freunde und die Arbeit allesamt viel Verständnis hatten. Der dumme Spruch, den ich damals abbekam, kam glücklicherweise nur von einer sehr entfernten Bekannten. Einer Bekannten, die obendrein Medizin studiert.
„Sie soll sich mal nicht so anstellen. Ich hab auch Schilddrüsenunterfunktion und dagegen nehme ich Tabletten. Geht wunderbar damit.“
Für mich ist diese Aussage die Versinnbildlichung eines Problems, das manch einer von uns mit seinem Bekanntenkreis hat. Die gebündelte Breitseite von Unwissen (häufiger ist es immerhin noch Halbwissen), Unverständnis und fehlender Empathie. Im obigen Fall wurde sogar der Unterschied zwischen Über- und Unterfunktion ignoriert.
Ich will diesen Menschen gar keine bösen Absichten unterstellen. Aber es macht mich immer wütend, wenn ich von so etwas höre. Dazu kann ich Dir nur eins ans Herz legen: Lass dich von solchen Leuten nicht runterziehen! Die machen nicht das durch, was Du gerade durchmachst (oder durchgemacht hast). Sie haben keine Ahnung, keine Vorstellung davon wie es ist, einen aktiven Basedow zu haben. Da Du mit ihnen nicht die Körper tauschen kannst, um ihnen zu zeigen, wie sich das anfühlt, musst Du auf nächstbessere Auswege ausweichen.
Was also kannst Du tun, wenn Andere dich belächeln oder Dir mit Unverständnis begegnen?
Erstens: Ignorieren/Aus dem Weg gehen. Diese Möglichkeit ist einfach und effizient, aber meistens kaum umzusetzen. Irgendwelchen Wildfremden, sehr entfernten Bekannten oder Trollen auf Facebook kann man einfach ausweichen. Aber wer will schon den Kontakt zu Familie und Freunden abbrechen?
Bleibt also Möglichkeit 2: Das Gespräch suchen. Häufig schwierig, aber dafür nachhaltig! Hier kommen ein paar Inspirationen zu beliebten „Vorwürfen“, mit denen wir Basedowler es zu tun kriegen.
„Schilddrüse hat doch jeder Zweite. Stell dich mal nicht so an.“
Lieber „XYZ“. Du scherst gerade sämtliche Schilddrüsenerkrankungen über einen Kamm. Denn was Du vermutlich meinst, ist Hashimoto – eine Schilddrüsenunterfunktion (stark vereinfacht, ich weiß). Demzufolge das komplette Gegenteil von dem, was ich habe.
Hashimoto ist weit verbreitet und daher sind sowohl die Ärzte als auch die Allgemeinheit damit viel routinierter. Zudem ist Hashi mit Tabletten gut in den Griff zu kriegen.
Basedow hingegen ist nicht nur sehr viel seltener, sondern auch viel schlechter erforscht. Und er lässt sich schlechter behandeln, weil man noch so wenig darüber weiß. Die Einstellung mit Tabletten ist häufig sehr schwierig. Und im Gegensatz zu Hashimoto kann man die Medikamente aufgrund der Nebenwirkungen kein Leben lang nehmen, das heißt, wenn es sich nicht bessert, muss man operieren. Auch unbehandelt ist der Basedow gefährlicher (thyreotoxische Krise = Krankenhaus. Oder im schlimmsten Fall auch Tod).
Außerdem sollte man auch den Hashi nie unterschätzen, er ist auch alles andere als schön für die Betroffenen. Hormonprobleme sind immer eine unschöne und sehr belastende Sache!

„Das ist doch irgendeine neumodische Krankheit. Einbildung.“
Auch mit dieser Behauptung wurden Mit-Basedowler schon konfrontiert! Hier ein Beispiel dafür, wie ich auf so eine Aussage reagieren würde:
Lieber „XYZ“. Einbildung ist das Ganze schonmal gar nicht, sondern eindeutig im Blut, am EKG und im Ultraschall nachweisbar.
Und diese Krankheit gibt es nicht erst seit heute. Denn weißt Du, woher der Basedow seinen Namen hat? Von einem Arzt, der ihn im 19. Jahrhundert entdeckt, nachgewiesen und beschrieben hat.
Es ist wirklich so, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Fälle festgestellt wurden. Kann sein, dass der Basedow früher mit den damaligen Methoden nicht richtig festgestellt werden konnte, zumal er zu dieser Zeit noch unbekannter war. Aber genauso gut kann es auch sein, dass der moderne Lebensstil seinen Teil dazu beiträgt: Stress, Zeitdruck, Zeitmangel, das ständige Unter-Strom-Stehen. Aber ist diese Krankheit jetzt etwa weniger schlimm, nur weil unsere moderne Zeit sie triggert?
„Wozu bist Du so lange krankgeschrieben?“
… und so Dinge wie: „Dir geht es doch gut? Mach doch einfach bisschen halb lang. Aber gleich eine Krankschreibung muss doch nicht sein. Zumindest nicht so lange.“
Lieber „XYZ“, Schilddrüse/Hormone sind immer eine langwierige Sache. Einmal aus dem Gleichgewicht, braucht das lange, um sich wieder einzurenken. Wenn ich mich nicht schone, besteht zudem die Gefahr, dass ich eine Herzschwäche entwickle.
Bei einem Basedow kann man nicht einfach nur Tabletten schlucken und so weitermachen wie bisher. Der Körper braucht einen Reset. Eine Auszeit, um sich wieder zu beruhigen und neu zu starten. Es ist absolut nötig, dass er wieder sein Gleichgewicht findet. Die Tabletten helfen nur in dieser Übergangszeit, denn wegen ihrer Nebenwirkungen kann ich sie nicht ewig nehmen. Wenn er Körper es nicht irgendwann schafft, ganz allein wieder stabil zu werden, muss operiert werden. Deshalb die lange Krankschreibung. Und ganz davon abgesehen, vergibt der Arzt diese Krankschreibung auch nicht grundlos.
„Stell dich nicht so an mit dem bisschen Jodsalz. Du bist doch wieder gesund.“
Lieber „XYZ“. Ich bin in der Remission, das heißt, der Basedow schläft. Wirklich weg ist er aber nie. Und gewisse Sachen können ihn wieder zum Ausbruch bringen. Auch zuviel Jod kann seinen Teil dazu beitragen und deshalb möchte ich gern auch weiterhin aufpassen. Bitte nimm Rücksicht auf mich. Es ist meine Gesundheit.
Das waren die häufigsten Aussagen, von denen Mit-Basedowler meiner Erfahrung nach am häufigsten betroffen sind. Ich hoffe, dass Du dich niemals für deine Krankheit und die Art, wie Du mit ihr umgehst, rechtfertigen musst. Aber falls es doch mal so weit sein sollte, hoffe ich, Dir ein paar kleine Denkanstöße an die Hand gegeben zu haben.
Hattest Du denn schon einmal mit Unverständis gegenüber deinem Basedow zu tun? Wurde Dir gegenüber schon das ein oder andere Mal mit den Augen gerollt? Wie hast Du reagiert? Berichte gern in den Kommentaren!
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Bitte beachte: Ich bin keine Ärztin, Heilpraktikerin oder dergleichen, also kein Fachmensch. Alle meine Beiträge basieren auf meinen eigenen Erfahrungswerten und über die Zeit gesammeltem Wissen.
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