Wie das reinste Körperchaos, so würde ich es zusammenfassen. In diesem Beitrag erzähle ich Dir, wie ich meinen Basedow erkannt habe (beziehungsweise: Welche Symptome ich ignoriert oder falsch interpretiert habe …)
Die Symptome des Morbus Basedow
Meine Beschwerden:
- Leistungsverlust/Muskelschwäche
- Herzklopfen / hoher Puls / Tachykardie
- großer Hunger
- Konzentrationsstörungen
- Nervosität
- Angstschübe
… später kam hinzu:
- massiver Gewichtsverlust
Weitere typische Symptome sind:
- (Ein-)Schlafstörungen
- Menstruationsunregelmäßigkeiten
- Verdauungsprobleme
- hervortretende Augen und Sehstörungen (bekannt als „Endokrine Orbitopathie“)
Der Sport war nicht schuld
Am Anfang dachte ich, ich hätte es mit dem Sport übertrieben. Denn Du musst wissen, ich bin (unter anderem) begeisterter Kraftsportler. Viermal pro Woche frühmorgens ab in die Gym, das gehörte zu meinem Leben.
Dann, von einem Tag auf den anderen, brach meine Kraft ein. Wo ich vorher Kniebeugen mit 55 kg auf den Schultern gemeistert habe, hatte ich plötzlich schon Probleme mit der nackigen 20 Kilo-Stange.
“Kann doch nicht sein” , dachte ich und pausierte eine Woche. Ich war mir sicher, dass ich mir körperlich einfach zu viel abverlangt hätte. Als es nach der Pause immer noch nicht besser wurde, zog ich einen Trainer zu Rate – fest davon überzeugt, ich wäre im Übertraining.
Denn die Symptome passten wie die Faust aufs Auge: Herzklopfen, Schweißausbrüche, Konzentrationsprobleme, scheunendreschermäßiger Hunger und vor allem der harte Leistungseinbruch.
Aber es wurde nicht besser.
Über einen Monat lang versuchte ich die Situation mit dem neuen Trainingsplan, mehr Schlaf und vor allem mehr Essen unter Kontrolle zu bringen.
Erfolglos.
Ich fühlte mich zunehmend hilflos, wurde immer nervöser, leicht reizbar und streckenweise sogar panisch. Was auch sonst? Schließlich tat mein Körper was er wollte und sprang auf meine Therapien (die sonst immer halfen) nicht an. Nichtmal ein bisschen. Ich fragte mich, was zur Hölle los war und suchte nach Antworten.

Mit Herzrasen ans EKG
Als ich schließlich – endlich – in der Praxis meiner Hausärztin saß, schlug mir das Herz bis zum Hals. Sie maß einen Ruhe(!)-Puls von um die 120, wenn ich mich noch richtig erinnere. Auf jeden Fall viel zu hoch. Und obwohl augenscheinlich sonst nichts auffällig war, war sie alarmiert. Sie sähe immer noch den Ausdruck blanker Hetze in meinen Augen, sagte sie mir einige Wochen später bei einem Kontrolltermin.
Mehrere Stunden musste ich in der Praxis verbringen, Blut- und Urinproben abgeben und ans EKG. Ich werde nie vergessen, wie ich mit rasendem Herzen und wackelnden Beinen im Wartezimmer saß, bis ich zur Blutentnahme dran war. Währenddessen war ich dann den Tränen nahe und musste brechen. Meine Hände waren eiskalt und voller Angstschweiß, die Schwestern hatten ihre liebe Mühe, mich zu beruhigen.
Ich kannte mich so gar nicht. Es war, als steuerte jemand Fremdes meinen Verstand und meinen Körper.
Für mich war es die Hölle. Heute weiß ich, es war ein Basedowschub.
Die anderen Patienten bedachten mich mit teils fragenden, teils mitleidigen Blicken. Vor dem EKG musste ich eine Menge Beruhigungstabletten schlucken, um überhaupt halbwegs auswertbare Ergebnisse zu bekommen.
„Ihre Schilddrüsenwerte sind völlig entgleist“
Noch am gleichen Abend rief meine Ärztin an. Es war sehr spät, daher wusste ich, es musste ernst sein. Die Blutwerte seien soweit ausgezeichnet – unerwartet, aber gut – doch die Schilddrüsenwerte, die seien völlig außer Kontrolle.
Ein kleines Fragezeichen ploppte in meinem Kopf auf. Schilddrüse? War der Hashimoto so schlimm geworden? Richtig gelesen – sieben Jahre zuvor wurde mir ein leichter Hashimoto diagnostiziert, die Schilddrüse sah damals ein wenig lädiert aus, war aber nicht weiter behandlungsbedürftig.
Entsprechend stutzig wurde ich, denn ich hatte ja nun viel an mir festgestellt – und keines meiner Symptome passte zu einer Unterfunktion. Eher im Gegenteil …
“Ihre Werte sind völlig entgleist, die Schilddrüse läuft auf Hochtouren. Die Menge an produzierten Hormonen liegt schon außerhalb des Messbereichs.”
Nun verstand ich gar nichts mehr. Zu viele Hormone? Meine gebeutelte, kleine Schilddrüse? Aber es war so. Meine Ärztin äußerte den vorsichtigen Verdacht, dass es sich um einen Morbus Basedow handeln könnte. Davon hörte ich zum ersten Mal.
Seitdem weiß ich also von dieser Autoimmunkrankheit, die im Vergleich zu Hashimoto eher selten ist. Dennoch sind viele Menschen weltweit betroffen, meistens sind das wir Frauen.

Typische Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion
Du hast wahrscheinlich hierher gefunden, weil Du deine Diagnose schon kennst. Falls nicht, lass einen Bluttest auf Schilddrüsenwerte machen, wenn Du folgende Symptome hast:
- Herzrasen (Tachykardie): normal ist bis 80! Miss selbst mit dem Finger, am besten an der Halsschlagader.
- Konzentrationsstörungen
- Nervosität
- Muskelschwäche und Kraftverlust
- Hervortretende Augen und Sehstörungen
- Panikattacken
- Gewichtsabnahme (kam erst nach meiner Diagnose. Innerhalb einer Woche gut 8 Kilo) …
- … bei gleichzeitigen Heißhungerattacken
- übermäßiges Schwitzen
Dazu muss ich sagen: meine Ärztin meinte, ich würde das Problem wohl schon länger mit mir herumtragen. Und damit liegt sie vermutlich sogar richtig, wenn ich mein Leben während der letzten ein, zwei Jahre betrachte:
Viel Stress und Belastung (auch seelischer Natur), ein überlaufender Terminkalender, ständig Hunger und Scheundrescher-Futtern ohne Gewichtszunahme.
Passt.
Schon einige Symptome reichen
Eins noch: Es müssen nicht alle Symptome auf Dich zutreffen. Du kannst trotzdem einen Morbus Basedow haben. Ich hatte zum Beispiel nie Schlafprobleme, eines der Leitsymptome. Und auch wenn Du, wie ich, eigentlich einen Hashimoto hast: An meiner Geschichte siehst Du, dieser kann trotzdem in einen Morbus Basedow umschlagen. Mehr zu dem Verhältnis Morbus Basedow/Hashimoto habe ich hier zusammengetragen.
Insgesamt möchte ich Dich aber beruhigen: Keine Angst! Der Basedow ist kein Todesurteil.
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Bitte beachte: Ich bin keine Ärztin, Heilpraktikerin oder dergleichen, also kein Fachmensch. Alle meine Beiträge basieren auf meinen eigenen Erfahrungswerten und über die Zeit gesammeltem Wissen.
Hallo Caro,
einen tollen Blog hast du da 🙂
Ich hatte ebenfalls früher Hashi, dann kam MB. Nun ist die Schilddrüse raus, aber mein Körper fühlt sich irgendwie an wie vorher auch – lässt sich nicht einstellen. Ärzte können sich kein Reim machen. Aber Sport hilft mir wenigstens etwas – wenn mein Körper es zulässt.
Ich finde es toll, wenn ich von neuen Gleichgesinnten lese, natürlich nicht das sie erkrankt sind, aber das man eben nicht allein ist und sich auch untereinander austauschen kann. Also kurz um, danke für deinen Blog 😉 VG Sarah
Hi Sarah, danke für deine lieben Worte 🙂 Ich wünsche Dir alles Gute und dass sich dein Körper wieder erholt. Cool, dass du Sport machst! Das hilft mir auch 🙂 Alles Liebe, Caro
Hallo,
kennt jemand das Buch von dem Linda in Ihrem 1. Interview erzählt? Von dem indischen Arzt? Ich würde es gerne lesen .
Hallo Christina, das Buch heißt: Graves Disease And Hyperthyreodism: What You Must Know Before They Zap Your Thyroid With Radioactive Iodine, Autor: Sarfraz Zaidi, MD
Liebe Grüße 🙂