Uuund weiter geht’s mit dem zweiten Teil zu meinem Weg in die Remission des Morbus Basedow. Du hast den ersten verpasst? Keine Sorge! Hier findest Du ihn.
Bitte beachte: Dies ist ein persönlicher Erfahrungsbericht dazu, wie ich persönlich in die Remission gekommen bin und kann daher keine allgemeine Handlungsempfehlung sein.
11.) Yoga
Eine gute Woche nach der Diagnose habe ich mit Yoga angefangen. Wie das, fragst du dich vielleicht, wenn selbst Spazierengehen schwer fiel?
Indem ich Yin Yoga gewählt habe 🙂
Das ist eine Yogarichtung, die besonders langsam, bewusst und auf Entspannung ausgeführt wird. Es erfordert quasi null Muskeleinsatz und gefühlt finden die meisten Übungen im Liegen statt. Im Prinzip handelt es sich also um Entspannungsdehnung. Es ist großartig und ich kann es jedem empfehlen, der seinen Körper Gutes tun will.
Und für deine Seele ist Yoga sowieso eine Wohltat.
Mir hat es – da ich eigentlich ein sehr aktiver Sportler bin – zudem sehr geholfen, zu wissen, trotz der frischen Diagnose etwas Körperliches tun zu können.

Als ich eine Besserung meiner Symptome bemerkte, habe ich ein paar sehr leichte „Kraft“-Übungen mit eingebaut. Zum Beispiel den herabschauenden Hund. Das fand ich echt schon sehr anstrengend mit dem aktiven Basedow!
Später habe ich nach und nach mehr anstrengendere Haltungen aus der Hatha-Stilrichtung einfließen lassen.
Yoga ist eine großartige Sache, um zu lernen, deinem Körper zuzuhören! Du kannst und sollst dann auch jederzeit abbrechen und in eine entspannte Position – wie zum Beispiel die liegende Drehung – zurückkehren.
Schau für Inspiration am besten mal bei Mady Morrison vorbei. Allein ihre entspannende Stimme bringt deinen Puls zwanzig Schläge runter. Ich habe meine Yogaeinheiten anhand ihrer Videos durchgeführt (bitte beachte, dass sie nicht nur Yin Yoga, sondern vor allem auch Hatha Yoga-Sessions hat).
12.) Wöchentlicher Blutwerte-Check
In den ersten Monaten bin ich tatsächlich jede Woche zur Blutentnahme gegangen.
Richtig gehört. Jede Woche.
Das war sehr wichtig, damit der Arzt und ich beurteilen konnten, wie stark die Medikamente anschlugen. Und ob es Nebenwirkungen gab! So konnten wir die Dosis schnell anpassen oder – gerade in der ersten Zeit – auch das Medikament wechseln.
Ich habe mit der mindestens wöchentlichen Messung sehr gute Erfahrungen gemacht. Wenn dein Arzt mehr macht, umso besser! Wie lang sich diese Anfangszeit hinzieht, ist dabei sehr individuell. Bei mir mit den mehreren Monaten war es sicher extrem. Weil ich das Pech hatte, dass die standardmäßig verschriebenen Medikamente schlecht wirkten bzw. Leberprobleme auslösten.
Der regelmäßige Blutcheck war mir einfach unheimlich wichtig, um den Verlauf zu kontrollieren und Nebenwirkungen auszuschließen. Zudem verringerte er zumindest theoretisch mein Risiko, in die sogenannte „medikamenteninduzierte Unterfunktion“ zu schliddern. (Ich bin trotzdem in die Unterfunktion gekommen, als die Abstände zwischen den Blutkontrollen wieder größer geworden waren.)

13. Ausschleichen der Medikamente
Irgendwann – und zwar bereits nach wenigen Wochen, nachdem ein Medikament gefunden war, das ich vertrug – konnte ich dieses wieder ausschleichen.
„Ausschleichen“ bedeutet, die Dosis wird ganz langsam Tag für Tag (oder auch Woche für Woche oder alle paar Tage) ein wenig verringert, bis der Patient es ganz weglassen kann. In dem Moment startet der „Auslassversuch“.
Ich habe das damals nur unter den oben genannten sehr regelmäßigen Blutchecks gemacht, um im Falle einer Verschlechterung sofort wieder gegensteuern zu können.
Bitte denk dran: Wann es tatsächlich soweit ist, dass Du Ausschleichen kannst, hängt von vielen Faktoren ab (und nur in Absprache mit dem Arzt. Selbstversuche können sehr schnell nach hinten losgehen). Dazu gehört natürlich der individuelle Schweregrad deines Basedow, aber auch, wie stark dein Körper auf das jeweilige Medikament reagiert. Manch einer ist sensibel, der andere wieder eher dickfellig.
Das sind die Faktoren, die Du nicht beeinflussen kannst.
Meiner Meinung nach gibt es aber eine ganz Menge an Faktoren, die man sehr wohl in der Hand hat – wie Du aus den bisherigen Ausführungen auch erahnst 😉 Ich selbst konnte Körper und Seele beim Erreichen einer normalen Schilddrüsenaktivität positiv unterstützen.
Das hat in meinen Augen mit dazu beigetragen, dass ich die Medikamente schneller absetzen konnte. Ebenso, wie ich davon überzeugt bin, dass es zu meiner nachhaltigen Remission beigetragen hat. Allerdings habe ich auch ganz bestimmte körperliche und seelische Voraussetzungen, die sich von denen anderer Menschen unterscheiden.
Mit Maßnahmen, die gemeinhin sowieso als gesundheitsförderlich gelten – wie Stressreduktion – kann man meiner Meinung nach nichts falsch machen.
Dann gibt es aber auch die ganz speziellen Punkte. Die ganz eigenen Baustellen, die jeder von uns hat und die wir nur selbst ergründen können. Das kann uns niemand abnehmen.
14.) Weitermachen in der Remission
Hurra! Mit dem Absetzen des Medikamentes und auch in der Folge stabilen Blutwerten hatte ich meine Remission erreicht! 🙂
Aber war das jetzt der Startschuss, all die guten Gewohnheiten wieder über Bord zu schmeißen? Natürlich nicht.
Sicher, nach und nach konnte ich an gewissen Stellen die Zügel wieder etwas lockern.
Zum Beispiel habe ich direkt wieder Biofleisch aus Deutschland gegessen. Nach etwa zwei Monaten in der Remission das erste Stück Lachs. Vielleicht 60 oder 70 Gramm. Weitere drei Monate später dann die erste Sushi-Rolle.
Dabei wurde übrigens immer noch das Blut kontrolliert. Am Anfang der Remission noch jede Woche, dann alle zwei, dann alle drei Wochen. Nach einem guten dreiviertel Jahr dann circa einmal im Monat. Obwohl ich Nadeln immer noch nicht ausstehen kann (man hätte ja meinen können, ich hätte mich daran gewöhnt^^), bin ich gern zu den Terminen gegangen. Denn sie gaben mir Sicherheit. Was, wenn der Basedow es sich nochmal anders überlegt hätte?
Die regelmäßigen Blutkontrollen gaben mir ein gutes Gefühl für jeden weiteren Schritt. Ich habe mein weiteres Vorgehen wirklich abhängig gemacht von den Blutwerten (und in Absprache mit dem Arzt). ft3 und ft4 waren ok? Dann gab’s zur Belohnung wieder etwas Sushi.
Den Wiedereinstieg ins Berufsleben habe ich übrigens sofort mit 40 Stunden gemacht. Im Nachhinein würde ich das aber wohl langsamer angehen. Also vielleicht zuerst halbtags. Ich fühlte mich aber so gut, dass ich direkt voll einsteigen wollte – die ersten Wochen waren ziemlich anstrengend 😉
Auch hier half es mir, in mich hineinzuhorchen. Beim Wiedereinstieg habe ich auch extra drauf geachtet, den Stress gar nicht erst hochfackeln zu lassen. Klar, ließ es sich nicht immer vermeiden. Das war für mich auch kein Beinbruch, solange es „Phasen“ blieben und diese nicht zum Dauerzustand wurden.
Sehr gut half mir beispielsweise, mir regelmäßig den Wecker für ein kurzes Durchatmen zu stellen. Aufstehen, etwas trinken, kurz herumgehen. Also im Prinzip das, was immer empfohlen wird, aber in der Realität keiner macht 😀
Nach einem guten Jahr konnte ich wieder ins Restaurant gehen, ohne zu fragen, ob mit Jodsalz gewürzt wurde. Ich esse auch wieder – in Maßen – Fisch und Sushi. Es ginge vielleicht auch mehr, aber noch traue ich mich nicht. Auch ein paar Termine im Kalender gehen wieder 😉
Den Großteil der guten Gewohnheiten habe ich beibehalten. Ganz einfach, weil sie mir sehr gut tun und dem Basedow signalisieren, dass er ruhig weiterschlafen darf.

Dazu gehören für mich heute:
– wenig Stress
– beim Sushi/Fisch aufpassen (immer nur eine Rolle)
– Yoga
– Meditation
– gesunde Ernährung
– mein obligatorischer Sport (aber der war auch schon vorher da, muss ich fairerweise sagen)
– ich denke etwas mehr an mich als es bisher der Fall war
– ich respektiere es, wenn Körper oder Seele nach Ruhepausen schreien und ignoriere es nicht einfach (inzwischen habe ich auch begriffen, dass das sogar für die Produktivität viel besser ist)
Das sind nur ein paar Punkte. Schau am besten nochmal hier, das ist ein ganzer Artikel zum Thema 🙂
Ich hoffe, Dir mit meinem Weg in die Remission etwas Mut und Zuversicht gegeben zu haben. Manchmal wirst Du das Gefühl haben, es geht nichts mehr. Du wirst dich sicher mehr als einmal fragen, ob der Basedow dich für immer quälen wird. Das hatte ich auch. Aber diese Momente waren nur kurz und ich bin froh, bei der Stange geblieben zu sein. Denn für mich hat es funktioniert. Irgendeinen Weg gibt es heraus aus der Misere, wie auch immer er am Ende aussehen mag.
Denke immer daran: selbst wenn alle Stricke reißen, bleibt immer noch die OP oder RJT (oder auch Langzeit-Medikamente, laut diesem wissenschaftlichen Review). Das ist nicht schön und wir versuchen es zu verhindern. Aber selbst wenn sich dein Körper – aus welchen Gründen auch immer – gegen dich entscheiden sollte, ist das dank der heutigen medizinischen Möglichkeiten nicht das Ende.
Aber ich bin der festen Überzeugung, dass Du eine sehr gute Chance hast, das Ruder herumreißen. Nutze sie!
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Bitte beachte: Ich bin keine Ärztin, Heilpraktikerin oder dergleichen, also kein Fachmensch. Alle meine Beiträge basieren auf meinen eigenen Erfahrungswerten und über die Zeit gesammeltem Wissen.
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