Manche von uns verzweifeln regelrecht an ihren Symptomen. Sie quälen sich so schlimm, dass sie es kaum erwarten können, die „Mistkröte“ oder das „Scheißding“ endlich herausgeschnitten zu bekommen (Wir wissen ja, wer/was damit gemeint ist). Manch einer freut sich dann auf den Moment, wenn „der Basedow endlich weg ist“. Doch leider gehört dies zu den Mythen, mit denen ich gern aufräumen möchte.
Eins möchte ich hier direkt klarstellen: Nicht jeder denkt, dass die OP den Basedow „heilt“. Sehr viele von uns sind sich der Tatsache bewusst, dass der Basedow damit nicht einfach verschwindet.
Aber ich höre auch von erstaunlich vielen Menschen, die tatsächlich denken, mit der OP verschwindet der Basedow aus ihrem Leben. Falls Du dazugehörst: Lass mich dich etwas genauer informieren. Denn zwischen „Heilung“ und „Symptomlosigkeit“ (die nach einer OP übrigens auch nicht immer 100-prozentig eintritt1) fällt es gerade Basedow-Neulingen häufig schwer, zu unterscheiden.
Die OP lindert deine Symptome …
… oder bringt sie sogar ganz zum Abklingen (bei einer vollständigen Entfernung der Schilddrüse)1. Das wollen wir ja alle, oder? Und genau deshalb entscheiden sich viele von uns für eine OP.
Da die Schilddrüse bei einem Basedow das am schwersten angegriffene Organ ist und entsprechende Symptome verursacht, wird sie bei einer OP ganz oder teilweise entfernt. Was ist die Folge? Richtig, es werden wieder weniger Schilddrüsenhormone bzw. gar keine mehr produziert1. Die dadurch hervorgerufenen Begleiterscheinungen – von Herzrasen bis Schwitzen – verschwinden.
… aber der Basedow bleibt!
Was aber dableiben wird, ist der Basedow selbst. Denn obwohl man meinen könnte, dass er nur in der Schilddrüse sitzt, ist dem nicht so2. Menschen mit einer Endokrinen Orbitopathie – den typischen hervortretenden Augen – wissen, was ich meine.
Der Basedow manifestiert sich in vielen Bereichen deines Körpers. Zum Beispiel im Augengewebe, aber auch in den Muskeln2! Er ruft aber nicht überall gleich schwer empfundene Symptome hervor.
Das heißt: Mit einer OP wird zwar das „Lieblingsfutter“ deines Basedow zerstört, das hält ihn aber nicht davon ab, zu bleiben. Ein Stückchen von ihm – und sei es noch so klein – wird weiter in Dir schlummern. Und solange er auch genau dies tut, nämlich Schlummern, fände ich das auch völlig in Ordnung.
Hier beschreibe ich, was ich damit meine. Denn selbst ein Morbus Basedow kann seine guten Seiten haben. Es gibt Dinge, für die ich ihm sehr dankbar bin.
Besondere Vorsicht bei einer „unvollständigen“ OP
Mit „unvollständig“ meine ich, dass die Ärzte nur einen Teil der Schilddrüse entfernen. Das kommt durchaus vor und hat unter anderem den Grund, dass die in der Nähe liegenden Nebenschilddrüsen so besser geschützt werden können1.
Das finde ich ziemlich gut, denn auf diese Weise bekommst Du mit dem Restgewebe die Chance, nach der OP selbstständig Schilddrüsenhormone herzustellen.
Wenn hingegen deine komplette Schilddrüse entfernt wird, müsstest Du direkt Hormonersatz in Tablettenform einnehmen – und zwar lebenslang1. Das ist ja auch ganz logisch, denn das Hormon-produzierende Organ ist ja weg. Das funktioniert zwar, jedoch kann man mit mit Tabletten meiner Meinung nach nie die feine, auf die jeweilige Situation abgestimmte Menge an Hormonen zuführen, die dein Körper sonst herstellt.
Von daher finde ich es gut, wenn ein Schilddrüsenrest erhalten bleibt.
Allerdings glaube ich, dass hier auch Vorsicht geboten ist. Denn auch ein kleines Restgewebe kann – einmal erneut vom Basedow angegriffen – eine ungeheure Menge an Hormonen produzieren. Diese können schlussendlich wieder genau die Symptome hervorrufen, von denen Du eigentlich loskommen wolltest. In diesem Fall wird dann oft noch einmal nachoperiert oder eine Radiojodtherapie empfohlen1.
Und die Radiojodtherapie?
Da bei diesem Verfahren ebenfalls Schilddrüsengewebe zerstört wird, gilt dafür das Gleiche wie für eine OP. Inklusive eines womöglich (und sehr häufig) erhalten bleibenden Geweberestes3.

Der Basedow kann ein Leben lang treu sein
Ob Du es willst oder nicht: Ich muss Dir leider sagen, dass dein Basedow dich dein Leben lang begleiten wird, ob mit oder ohne OP – zumindest wenn es der schulmedizinischen Definition geht4. Ich selbst glaube daran, dass der Basedow heilbar ist (und bin damit nicht allein5).
Aber das finde ich nicht schlimm, wenn es dem Betroffenen gelingt, seinen Basedow schlafen zu legen. Also in die sogenannte Remission zu kommen. Die gute Nachricht ist: Meiner Meinung nach kann man viel tun, um das zu erreichen! Hier und hier zeige ich Dir, wie ich es geschafft habe (und ich habe sogar noch meine komplette Schilddrüse!).
Zudem kannst Du das Ganze auch absolut positiv sehen. Wie ich hier schon einmal beschrieben habe, hätte ich ohne den Basedow nie die vielen guten Gewohnheiten entwickelt, die ich jetzt habe.
Sei gut zu Dir
Stress und eine schlechte Lebensführung rächt sich meiner Meinung nach in irgendeiner Form bei jedem von uns. Die einen bekommen einen Burn-Out. Wieder andere entwickeln ein Magengeschwür. Die nächsten erleiden einen Herzinfarkt 🙁 Und wieder bei anderen, nämlich uns, sorgt die Selbstvernachlässigung in ihren vielen Formen für einen Ausbruch des Basedow.
Anmerkung: Natürlich kann es auch eine genetische Veranlagung6 geben.
Ich hoffe, mit diesem kleinen Beitrag ein wenig Licht ins Ungewisse gebracht zu haben.
Du bist Dir sicher, dass Du eine definitive Therapie möchtest? Dann informiere dich gern in meinen ausführlichen Beiträgen zur OP und zur RJT. Ein Forscherteam hat zudem beleuchtet, welche dieser Möglichkeiten die bessere ist – und hat zudem noch eine dritte Möglichkeit, die Langzeitmedikation, ins Rennen geworfen! Sprich mal mit deinem Arzt. Vielleicht ist das für dich auch praktikabel.
In diesem Sinne: Hab noch einen wundervollen Tag 🙂
Dir hilft dieser Blog und Du möchtest der(die) Erste sein, die(der) von den neuesten Artikeln erfährt? Dann werde „Basedow und Ich“-Fan auf Facebook! 🙂
Oder schau auf dem neuen Instagramauftritt vorbei 🙂
Gern kannst du mich auch unterstützen, damit ich diesen Blog weiter pflegen und online halten kann. Klick einfach hier 🙂
Bitte beachte: Ich bin keine Ärztin, Heilpraktikerin oder dergleichen, also kein Fachmensch. Alle meine Beiträge basieren auf meinen eigenen Erfahrungswerten und über die Zeit gesammeltem Wissen.
- Vgl. „Operation“ unter https://www.morbusbasedow.de/index.php/therapie/operation (abgerufen am 26.04.2022)
- Vgl. „Medizinische Grundlagen“ unter: http://www.basedow.ch/index.cfm?srv=cms&rub=1026&srub=1026&prub=1013&id=1038 (abgerufen am 27.04.2022)
- Vgl. „Radiojodbehandlung“ unter: https://www.morbusbasedow.de/index.php/therapie/radiojodtherapie (abgerufen am 27.04.2022)
- Vgl. „Morbus Basedow (Immunthyreopathie)“ unter: https://www.euradia-nuklearmedizin.de/diagnostik-therapie/patienteninformationen/morbus-basedow/#:~:text=Wie%20alle%20Autoimmunerkrankungen%20ist%20der,Operation%20oder%20Radiojodtherapie%20ausgeschaltet%20werden. (abgerufen am 27.04.2022)
- Vgl. „Immunsystem gegen Schilddrüse: Morbus Basedow“ unter: https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/stoffwechsel/morbus-basedow-symptome-ursache-und-therapie/#:~:text=Bei%20etwa%2060%20Prozent%20der,eine%20Heilung%20der%20Erkrankung%20m%C3%B6glich. (abgerufen am 28.04.2022)
- Vgl. Dr. med. Rieger, Berndt: Basedow Healing, München: mvg Verlag, 2021, S.63
Sei der Erste der einen Kommentar abgibt