Wie oft habe ich das inzwischen gehört und gelesen. „Basedow ist doch heilbar, oder? Wie mache ich das?“ „Mein Arzt sagt, wenn die Schilddrüse nach dem Absetzen der Medikamente normal funktioniert, bin ich wieder gesund.“ „Ich habe meinen Basedow besiegt.“
Ich möchte nicht kleinlich sein, kein Korinthenkacker. Normalerweise gebe ich auch nicht übertrieben viel auf die genau passende Wortwahl. Aber in diesem Fall ist es wichtig, korrekt zu sein.
Daher sage ich es an dieser Stelle ganz deutlich: „Nein, der Basedow ist nach derzeitiger schulmedizinischer Meinung nicht heilbar.“1
Das klingt jetzt vielleicht hart. Aber es ist die Wahrheit und – auch, wenn es im ersten Moment nicht den Anschein hat – es ist auch nur halb so wild. Ehrlich.
Was die meisten Menschen meinen, wenn sie von einer Heilung des Basedow sprechen, ist eine (lebenslange) Remission. Also ein schlafender, ein ruhender Basedow. Ein Basedow ohne Symptome, als wenn gar nichts wäre.
Symptomlosigkeit ist nicht gleich Heilung
Die Remission, also Symptomlosigkeit, ist leider nicht gleichzusetzen mit Heilung. Denn von einer Heilung würden wir sprechen, wenn die TRAK – also die Antikörper, die den Basedow auslösen können – vernichtet wären.
Achtung, das ist meine Definition. An anderer Stelle heißt es sinngemäß: Weil der Basedow eine Autoimmunerkrankung ist, also eine Fehlleitung des Immunsystems, die man nicht reparieren kann. Die TRAK sind die Manifestation dieses fehlgeleiteten Immunsystems, da sie jene Antikörper sind, die dein Schilddrüsengewebe (und unter Umständen auch bestimmte Augen- und Muskelbereiche, siehe Merseburger Trias) angreifen2.
Was passiert, wenn Du denkst, der Basedow sei geheilt
Wenn Du eine fiese Erkältung hast, kurierst Du sie aus. Schläfst viel, isst leckere Suppe, nimmst Medikamente. Sobald sich die Symptome verzogen haben und es Dir gut geht, kommst Du wieder deinem ganz normalen Alltag nach. Und das funktioniert auch super, denn die Erkältung ist ausgeheilt.
Jetzt der Basedow! Du bist krankgeschrieben, kurierst dich aus. Reduzierst den Stress, schläfst viel, erholst dich, nimmst Medikamente und achtest auf nährstoffhaltiges und jodarmes Essen. Nach einem Jahr ist es soweit. Hipp hipp, hurra! Deine Schilddrüse tut wieder, was sie soll. Ohne Medikamente. Endlich fühlst Du dich wieder frei und glücklich. Und Du hast auch allen Grund dazu: Schließlich ist der Basedow endlich „geheilt“! Jetzt heißt es wieder, Durchstarten! Denn in dem letzten Jahr hast Du es aufgrund deiner Krankheit gehörig schleifen lassen.

In dem Glauben, wieder gesund zu sein, wirfst Du alles über Bord, was Du im vergangenen Jahr richtig gemacht hast. Meditation? Keine Zeit. Dieser Termin? Wird knapp am Dienstag, aber passt noch rein. 5 Stunden Schlaf reichen auch. Überstunden? Kein Problem! Du bist ein Powerpaket. Und dann zerreißt es Dir abends plötzlich die Brust, dieses Herzrasen. Verdammt, was ist nur los? Das Ganze kennst Du doch schon … Hoffentlich beruhigt es sich wieder.
Aber nein. Nachts kannst Du kaum schlafen und wirfst dich schwitzend von einer Seite auf die andere. In den nächsten Tagen kannst Du dich kaum auf die Arbeit konzentrieren.
Mit einem unguten Gefühl entscheidest Du dich in der Woche darauf zu einem Arztbesuch. Das ernüchternde Ergebnis des Bluttests: Er ist wieder da, der Basedow. Dein Arzt schlägt Dir mit einem mitleidigem Blick vor, über eine operative Entfernung der Schilddrüse nachzudenken.
Erkennst Du den springenden Punkt der Geschichte? Wenn ein Patient mit ruhendem Basedow glaubt, seine Krankheit wäre geheilt, begibt er sich womöglich in Teufels Küche. Denn wenn die ganze Quälerei passé ist, kann er ja wieder zu seinem „normalen“ Leben zurückkehren.
Leider ist es sehr häufig genau dieses Leben (oder besser gesagt, diese Lebensführung), die einen entscheidenden Anteil am Ausbruch des Basedow hatte. Der Betroffene schafft sich die besten Vorraussetzungen für das erneute Aufflammen – das sogenannte Rezidiv – ganz von selbst.
Anders derjenige, der versteht, dass er von nun an mit dem Basedow lebt. Beziehungsweise, mit dem Risiko eines erneuten Ausbruchs.
Was den bewussten Basedowler so stark macht
Wer sich bewusst ist, dass der Basedow sich nicht in Luft aufgelöst hat und theoretisch jederzeit zurückkehren kann wie eine Grippe, verhält sich anders. Er achtet darauf, dem Basedow gar nicht erst Gründe für den erneuten Ausbruch (beziehungsweise die frische Rückkehr) zu geben.
Er agiert vorausschauend und langfristig.
Die guten Angewohnheiten, die er sich während der Aktivphase der Krankheit angeeignet hat, behält er auch weiter bei. Nicht unbedingt in dem gleichen strikten Ausmaß (denn er hat gelernt, auf die Signale seines Körpers zu achten), aber dennoch. Ich zum Beispiel …
- vermeide weitgehend negativen Stress
- plane meine Woche so, dass genügend Erholungspausen bleiben
- achte auf den Jodgehalt der Lebensmittel, wobei die Sushirolle oder das Lachsfilet dennoch zurück in meinen regelmäßigen Speiseplan gefunden haben (im Gegensatz zum völlig überflüssigen Jodsalz)
- achte auf genügend Schlaf
Ich könnte die Liste noch ewig weiter fortsetzen, aber Du weißt, was ich meine.
Wer sich bewusst ist, dass der Basedow nur schlummert, achtet besser auf sich und hat in meinen Augen am Ende ein geringeres Risiko, einen Rückfall zu erleiden. Meine Meinung.
Das ist der wichtigste Punkt.
Übrigens: Ich glaube, es kann sogar ein Vorteil sein, auf immer das Basedowrisiko in sich zu tragen.
Denn es zwingt mich jeden Tag aufs Neue, auf mich selbst acht zu geben. Innezuhalten. Pause zu machen. Ja, es ist manchmal echt nervig. Es gibt Tage, an denen man das echt nicht gebrauchen kann, weil man so viel machen will. Verantwortungen und Zeit drücken wie ein Stein im Schuh. Aber diese Tage sind mittlerweile in der Unterzahl. Zum Glück.
Daher meine Bitte an dich: Sei Dir bewusst, dass der Basedow in Dir ruht. Sieh ihn als Wächter, der immer aufpasst, dass Du gut zu Dir bist. Das ist meiner Meinung nach die allerbeste Einstellung, weil Du deinen Basedow auf diese Weise nicht nur akzeptierst, sondern ganz bewusst mit ihm lebst. Und zwar womöglich gesünder, als es ohne ihn jemals möglich gewesen wäre. Das ist es, was den bewussten Basedowler so stark macht.
P.S. Erklärung zu meiner persönlichen Meinung
Vielleicht ist Dir aufgefallen, dass ich erwähnt habe, dass ich selbst an die Heilung des Basedow glaube. Warum schreibe ich hier dann andererseits, dass er unheilbar ist? Das passt doch irgendwie nicht zusammen.
Im vorliegenden Artikel geht es um den Fakt, dass nach geltender medizinischer Meinung der Basedow nicht heilbar ist1. Für mich selbst sehe ich das anders, denn ich betrachte den Basedow ähnlich wie eine Infektionskrankheit. Wenn man eine Grippe ausheilt, würde auch nie jemand auf die Idee kommen zu sagen, „So, jetzt wo ich die Grippe geheilt habe, werde ich nie wieder eine bekommen“. Warum auch? Die Grippe kann jederzeit wieder zuschlagen. Deshalb denke ich, dass auch wenn der Basedow (nach meiner Meinung) „geheilt“ ist, dieser ebensogut wieder zurückkehren kann – wie die Grippe.
Das Risiko ist in meinen Augen also immer da und eine Heilung bedeutet für mich nicht, dass ich ab sofort immun gegen den Basedow bin und er nie wieder zurückkehrt. Das würde nämlich wie oben beschrieben bei mir dazu führen, dass ich in meine alten Muster verfalle – Muster von denen ich denke, dass sie eine entscheidende Rolle beim Ausbruch gespielt haben. Was gäbe mir in dem Fall also die Grundlage zu denken, dass der Basedow (unter diesen Voraussetzungen) nicht erneut zuschlagen könnte? Genau wie eine Grippe erneut zuschlagen kann, wenn ich mich von einem Erkrankten anhusten lasse (übertrieben gesprochen, aber Du weißt was ich meine). Daher schließen sich für mich das „Unheilbar“ der geltenden medizinischen Meinung und mein ganz eigenes „Heilbar“ nicht gegenseitig aus, sondern meinen das Gleiche. Wie gesagt, das ist ausschließlich meine persönliche Meinung!
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Bitte beachte: Ich bin keine Ärztin, Heilpraktikerin oder dergleichen, also kein Fachmensch. Alle meine Beiträge basieren auf meinen eigenen Erfahrungswerten und über die Zeit gesammeltem Wissen.
- Vgl. „Morbus Basedow (Immunthyreopathie)“ unter: https://www.euradia-nuklearmedizin.de/diagnostik-therapie/patienteninformationen/morbus-basedow/#:~:text=Wie%20alle%20Autoimmunerkrankungen%20ist%20der,Operation%20oder%20Radiojodtherapie%20ausgeschaltet%20werden. (abgerufen am 07.05.2022)
- Vgl. Bauer, Eva & Schratt-Peterz, Nina: „Ist Morbus Basedow heilbar?“ unter: https://www.navigator-medizin.de/krankheiten/morbus-basedow/weitere-wichtige-fragen/145-ist-morbus-basedow-heilbar.html (abgerufen am 07.05.2022)
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