Im Zusammenhang mit dem Morbus Basedow hast Du sicher schon von dem Begriff “Merseburger Trias” gehört.
Was klingt wie eine hochmittelalterliche Boygroup, ist in Wirklichkeit die Bezeichnung für eine ganz charakteristische Symptomkombination, die der Basedow hervorruft:
- Glubschaugen – “auf Schlau” (wir wir Studenten immer gesagt haben ;)): Exophtalmus oder treffender: Endokrine Orbitopathie)
- Vergrößerung der Schilddrüse – Struma
- Beschleunigter Herzschlag – Tachykardie
Diese drei Symptome (deshalb das “Trias” im Namen) kann man als Basedowler haben – muss man aber nicht. Häufig hat man nur ein oder zwei Symptome (Mehr zu den Symptomen des Basedow findest Du hier.)
Der Begriff entstand bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Vater der Bezeichnung und Erstbeschreiber unserer Krankheit war der Arzt Carl von Basedow aus Merseburg. Das erklärt einiges, oder?

Das Struma
Warum vergrößert sich die Schilddrüse beim Basedow?
Die TRAK (Antikörper) setzen sich auf der Schilddrüse fest und regen diese dazu an, immer mehr Hormone zu produzieren. Aber egal wie viel sie produziert – es scheint nie zu reichen. Die Schilddrüse wird vollkommen überstimuliert, entzündet sich und reagiert schließlich mit Wachstum. Es entsteht die charakteristische Verdickung am Hals: die Struma.
Dabei gibt es verschiedene Grade. Die richtig fies großen Struma, die man deutlich als dicken “Ball” am Hals sieht (so wie hier O.O), sind heute eher selten. Häufiger ist es da schon so wie bei mir: Wenn ich den Kopf in den Nacken lege, sehe ich eine deutliche Vergrößerung meines rechten Schilddrüsenflügels. Eine Verdickung, wie eine Schwellung.
Wenn es bei Dir ähnlich ist, dann kannst Du diese Schwellung auch deutlich ertasten. Mir tut sie dabei meistens überhaupt nicht weh. Nur gelegentlich ist die Struma beim Anfassen ein wenig schmerzempfindlich.
Übrigens: Im Verlauf meiner Erkrankung variiert die Größe der Struma. Manchmal ist sie fast völlig verschwunden, am nächsten Tag dann wieder voll da. Gerade zu Beginn des Basedow hatte ich häufig das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben und ständigen Räusperzwang.

Die Glubschaugen
… können Betroffene richtig belasten und das kann ich nachvollziehen.
Es heißt, dass die Autoimmunreaktion des Körpers bei den Betroffenen auch auf das Gewebe der Augenhöhle übergreift. Endokrin bezeichnet umgangssprachlich gefasst soviel wie “innere (Hormon-) Drüsen”, “Orbita” ist das lateinische Wort für die Augenhöhle und “Pathie” leitet sich ab vom griechischen “Pathos”, also “Schmerz/Leiden”. (Exophtalmus heißt nach dem gleichen Übersetzungsprinzip übrigens nur “Hervortreten des Augapfels”.)
Warum aber breitet sich der Basedow manchmal bis auf die Augen aus? Die Antwort ist so einfach wie gemein: Die TSH-Rezeptoren, die beim Basedow vom Immunsystem angegriffen werden, sitzen mit einigen Vertretern leider auch in den Augenhöhlen1.
Und dann passiert das gleiche wie bei der Struma: Die Antikörper docken an diesen Rezeptoren an und lösen – genau wie in der Schilddrüse – eine Entzündungsreaktion aus. Das entzündete Gewebe schwillt an et voila: die vorgelagerten Augen werden aus ihren Höhlen herausgedrückt.
Denn anders als bei der Struma – die sich theoretisch in alle Richtungen ausbreiten kann – ist bei den Augen ja der Schädelknochen im Weg. Die einzige Ausbreitungsrichtung führt daher nach draußen. So kommt es dann zu den berühmten “Glubschaugen”.
Augenbeteiligung kommt beim Basedow ziemlich oft vor, gern auch in anderen Ausprägungen. Viele von uns bekommen beispielsweise Sehstörungen oder werden – so wie ich – lichtempfindlich.
Ich finde, an dem Problem mit den Augen sieht man ganz deutlich, dass der Basedow eben nicht nur eine “Erkrankung der Schilddrüse” ist, sondern eine richtige Automimmunkrankheit, die wirklich den ganzen Körper betrifft.

Das Herzrasen
Das Leitsymptom, das mich zum Arzt führte, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Mit einem Ruhepuls weit jenseits der 100 fühlt man sich nur noch wie ein mit Menschenhaut überzogener Düsenjet.
Warum kommt es bei unserem Basedow fast immer zu Herzrasen? Weil der Stoffwechsel auf Hochtouren läuft. Das Herz wird direkt von den Schilddrüsenhormonen beeinflusst – gibt es zu viel davon, nimmt das Herz dies als Signal, mehr Leistung zu bringen. Die Pumpe läuft Tag und Nacht auf Hochtouren.
Dieses Warnzeichen musst Du ernst nehmen. Unbehandelt kann sich daraus eine Herzmuskelschwäche entwickeln. Oder wie mir gesagt wurde: “So ein Tempo hält kein Herz lange durch.”
Danke an Herrn Basedow für die Definition der Merseburger Trias2 Seitdem kennt die Medizin unsere Autoimmunerkrankung und kann uns Betroffenen helfen. Und das seit nunmehr gut 180 Jahren.
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Bitte beachte: Ich bin keine Ärztin, Heilpraktikerin oder dergleichen, also kein Fachmensch. Alle meine Beiträge basieren auf meinen eigenen Erfahrungswerten und über die Zeit gesammeltem Wissen.
- Vgl. „Endokrine Orbitopathie“ unter: https://www.neuhann.de/endokrine-orbitopathie/#:~:text=Die%20Endokrine%20Orbitopathie%20tritt%20meist,Basedow%20Erkrankten%20eine%20Augenbeteiligung%20entwickeln. (abgerufen am 11.05.2022)
- Basedow Dr. v., pract. Arzt in Merseburg: Exophthalmos durch Hypertrophie des Zellgewebes in der Augenhöhle. Wochenschrift für die gesamte Heilkunde 1840; 13: 197–204, 220–8.
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