Puh. Den Besuch beim Hausarzt hast Du hinter Dir, auch der Endokrinologe hat sich deine Schilddrüse angeschaut und eine massive Überfunktion festgestellt. Jod solltest Du seiner Ansicht nach besser meiden und zusehen, dass Du ein bisschen ruhiger machst. Dazu kommt deine tägliche Dosis Tabletten.
Schön und gut. Doch soll das wirklich alles sein? Tabletten, Jodverzicht und ein entschleunigter Tagesablauf? Tatsächlich sind alle drei Punkte auf dem Weg in die Remission für mich sehr wichtig gewesen.
In meinen Augen gab es aber noch mehr Punkte, die mir nach meiner Diagnose geholfen haben, um Körper und Psyche noch besser zu unterstützen.
1.) Krankschreibung
Die allermeisten von uns bekommen ohne Wenn und Aber die (natürlich vorübergehende) Arbeitsunfähigkeit bescheinigt. Und das finde ich auch richtig so. Warum, das wirst Du als Basedowler garantiert nachvollziehen können.
Ein rasendes Herz, nicht vorhandenes Konzentrationsvermögen sowie emotionale Anfälligkeit bei ständiger Erschöpfung und gleichzeitiger Unruhe mit Schlaflosigkeit. Womöglich auch noch Angstzustände und Panikattacken. Wer um Himmels Willen soll da eine gute Arbeit machen?
Ich habe sehr deutlich gespürt, dass mein frisch diagnostizierter Basedow dringend nach Ruhe verlangt hat. Mein Körper und meine Psyche, die aus den letzten Löchern gepfiffen haben, haben den Reset ganz dringend benötigt. Wäre ich damals dem bunten Treiben auf der Arbeit ausgesetzt gewesen, hätte mein System überhaupt keine Möglichkeit gehabt, zur Ruhe zu kommen.

Vielleicht fragst Du dich, warum ich das hier extra erwähne. Das hat einen einfachen Grund: Viele von uns – besonders die, die einen weniger stark ausgeprägten Basedow haben als andere – wollen schlicht und ergreifend keine Krankschreibung.
Paradoxerweise scheinen gerade wir eine Risikogruppe zu sein, was das Verweigern von Krankschreibungen betrifft. Denn der Basedow betrifft überwiegend „Arbeitstiere“. Menschen, die gerne etwas aus ihrem Tag machen, Tun und Schaffen wollen und ununterbrochen hindurchwirbeln. Es ist schwierig, aus diesem Denk- und Verhaltensmuster auszubrechen! Zudem kommt häufig ein schlechtes Gewissen dazu, da man mit dem Gelben Zettel ja nur „faul herumliege“.1
Ich finde es ist in Ordnung, sich mit einer solchen Diagnose ein paar Tage um sich selbst zu kümmern! Wenn dein Arzt Dir rät, dich eine Woche lang zu schonen, dann folge diesem Rat bitte. Wenn er dich einen Monat lang aus dem Verkehr zieht, hat auch dies einen Grund.
2.) Termine streichen
Ich habe meinen Terminkalender drastisch eingekürzt. Je kürzer die Diagnose zurücklag, desto konsequenter war ich damit. Alles, was nach Stress aussah, ist kurzerhand herausgeflogen. Es ist auch in Ordnung, wenn Du ein paar Tage mal keine Menschen sehen, sondern für dich sein möchtest. Vor allem am Anfang war es für mich wichtig, das zu hohe Tempo aus meinem Alltag rauszunehmen.
3.) Zeit für mich
Das spielt mit den vorherigen Punkten zusammen. Ich habe mich auf das konzentriert, was mir gut tat (was am Anfang nicht leicht war). Das war zu dem Zeitpunkt schon eine ganze Weile her.
Ich habe ganz bewusst probiert, ein Gefühl für mich selbst zu bekommen. Dazu habe ich die Zeit genutzt um zu reflektieren, was die Ursache für den Ausbruch des Basedow gewesen sein könnte. Das war mir unschätzbar wichtig, weil ich überzeugt bin, dass der Basedow einen Grund für sein Auftreten hat und dass er grundsätzlich heilbar ist (Achtung, dies ist nicht der medizinische Konsens und ausschließlich meine persönliche Meinung!).

Dafür musste ich mich erstmal trauen, Aufgaben abzugeben (oder liegenzulassen, wenn sie nicht essentiell waren). Aber die Gesundheit geht letztlich immer vor. Es war echt schön, sich mal richtig bekochen zu lassen 🙂
Ob Spazierengehen, ein ausgedehntes Bad, Lesen oder stundenlanges Musikhören, Meditieren, Sonnen, Tagträumen. Finde heraus, was Dir gut tut und mache es! Und zwar mit gutem Gewissen. Deine Energietanks werden es Dir danken!
4.) Die Jodaufnahme stark reduzieren
Ich erwähne das extra, da ich schon gehört habe, dass nicht jeder Arzt dich darauf hinweist. Mein Endokrinologe hat es allerdings gemacht, ebenso wie der überwiegende Teil der Ärzte von anderen Basedowlern. Jod gehört zu den wichtigsten Bausteinen, aus denen deine Schilddrüse das Zuviel an Hormonen produziert, die deine Symptome hervorrufen2.
Hier findest Du ausführliche Tipps und Hinweise zur richtigen Ernährung.
5.) Bonus: Eine Zweitmeinung holen
Dies ist optional, aber ich finde ihn wichtig, falls dieser Punkt auf dich zutrifft: Du fühlst dich mit der Behandlung durch deinen derzeitigen Arzt unwohl.
Dann überlege Dir doch, ob Du dir eine zweite Meinung einholen möchtest. Am besten vom Fachmann, also einem Nuklearmediziner oder Endokrinologen. Denn nicht alle Ärzte sind auf dem schwierigen Gebiet der Schilddrüsenfunktionsstörungen – und insbesondere Morbus Basedow – wirklich erfahren.

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Bitte beachte: Ich bin keine Ärztin, Heilpraktikerin oder dergleichen, also kein Fachmensch. Alle meine Beiträge basieren auf meinen eigenen Erfahrungswerten und über die Zeit gesammeltem Wissen.
- Vgl. Dr. med. Rieger, Berndt: Basedow Healing, München: mvg Verlag, 2021, S.28
- Vgl. „Ernährung und Schilddrüse“ unter: https://www.schilddruesenpraxis.at/ernaehrung.html#:~:text=Jodarme%20Ern%C3%A4hrung%20bei%20Schilddr%C3%BCsen%C3%BCberfunktion%20und,%C3%BCberm%C3%A4%C3%9Fige%20Hormonproduktion%20verst%C3%A4rkt%20werden%20kann. (abgerufen am 09.05.2022)
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